Montag, 1. Juni 2009

am fenster

Ich rauche nicht. Nicht mehr.
Als Teenager, also eigentlich dann wenn die meisten mit dem Rauchen anfangen, fand ich das total bescheuert. Nicht das Rauchen, das fand ich ebenfalls ganz cool, vor allem wenn es sich um selbstgedrehte handelte. Das Problem war jedoch, damit anzufangen. Anfänger sahen immer so bekloppt aus. Ich wollte auch gerne cool sein und rauchen - nur Anfänger wollte ich nicht sein. Und da sich das Eine mit dem anderen nicht vereinbaren ließ, blieb ich eben Nichtraucher.
Dann, als meine Teenagerzeit gerade vorbei war, zog ich nach Berlin, in den ersten Stock in die Oderbergerstraße an der Ecke zur Kastanienallee. Ich hatte nur ein kleines Zimmer, dafür aber ein großes Fensterbrett. Und es gibt nichts besseres als mit angewinkelten Beinen und Zigarette auf dem Fensterbrett zu sitzen und die Geschehnisse unten auf der Straße zu beobachten. Also tat ich genau das. Als die typischen Selbstdarsteller aus dem Prenzlauer Berg dort an der Ecke Sofas auf ein Baustellencontainer hievten, nur um dort oben Gitarre zu spielen oder als die Polizei am 30. Mai die Straße sperrten und Wasserwerfer und keine Ahnung was alles noch auffuhren, habe ich rauchend von oben zugekuckt. So gab ich der Versuchung immer wieder nach, es gab einfach so viel zu sehen.
Inzwischen ist das schon ziemlich lange her. Ich bin seitdem wieder 6x umgezogen, aber nie mehr hatte ich so ein schönes Fensterbrett und irgendwann, - die coolen Gelegenheiten gingen mir einfach aus - hörte ich auf, mir Zigaretten zu drehen und gab mein kleines Laster auf. Seit kurzem wohne ich am Boxi. Das Fensterbrett ist zwar, wie seine 5 Vorgänger, ebenfalls ziemlich schmal aber ich habe zur Erweiterung eine Kommode rangeschoben. Der Sommer kommt und der Platz vor meinem Haus füllt sich wieder mit allerhand verrückter Menschen. Ich glaube, dieses Jahr wird es viel zu sehen geben und ich werde bestimmt einige Zeit am Fenster verbringen...

Dienstag, 26. Mai 2009

mutprobe

Will man über Mutproben schreiben, kommt man nicht drum herum automatisch auch über Angst zu schreiben. Was ist eine Mutprobe? Muss es etwas spektakuläres sportliches sein, bei dem man sterben kann oder ins Gefängnis kommt, wenn die Aktion daneben geht?
Meine größte „Mutprobe“ war und ist es schwarz zu fahren. Inzwischen – ich bin jetzt etwas routinierter – überkommt mich immer noch eine leichte Unruhe, sobald sich die Bahntüren schließen. Vor etwa einem Jahr noch bekam ich dann fast Schweißausbrüche. Ohne Fahrkarte war ich dort gefangen. Doch auch beim Skifahren, wo ich den Idiotenhügel besiegt hatte und anschließend die nächste Schwierigkeitsstufe in Angriff nahm, pochte mein Herz auf der Piste. Jetzt könnte man behaupten, ich sei ein Angsthase. Das stimmt jedoch nur teilweise, eben in so einer banalen lebensungefährlichen Situation wie dem Schwarzfahren. Vor anderen Dingen dagegen habe ich überhaupt keine Angst. Vor Jahren einmal bekam ich die Gelegenheit aus 50m Höhe von einem Kran zu springen. Ich war sofort Feuer und Flamme. Es wäre gelogen wenn ich behaupten würde, mich hätten auf dem Weg dorthin nicht doch noch Zweifel beschlichen. Aber sobald wir am Regattasee ankamen und ich die ersten schon erfahrenen Bungeejumper vorwärts und rückwärts zum Sprung ansetzen sah, war die Unruhe wie weggeblasen. Meine Füße wurden zusammengebunden und ein dickes Seil wurde an ihnen befestigt. Auf dem Weg nach oben zog das Seil schwer an meinen Füßen. Wir konnten es scheinbar beide kaum erwarten. Meine Kranbegleiter gaben mir den Tipp nicht nach unten zu schauen, aber ich konnte mich nicht zurückhalten. Meine Augen blitzten vor Freude und Aufregung als ich in das wunderschöne türkisblaue Wasser hinuntersah. Der Kran hielt an. Der Sicherheitshaken wurde abgeschnallt. Ich stellte mich an den Rand, schloss meine Augen, breitete meine Arme aus, legte den Kopf in den Nacken und kippte einfach nach vorne. Ich hatte keine Angst. Ich öffnete die Augen und sah das Türkis auf mich zuschießen. Es wäre der schönste Sprung aus unserer Gruppe gewesen, sagten alle. Meine aufrechte Körperhaltung hatte beim Sprung in die Tiefe meine Lust darauf deutlich gemacht. Am meisten Bewunderung bekam meine Schwester. Ihr Sprung bestand, vom Absprung bis sie wieder festen Boden unter den Füßen hatte, aus einem einzigen Schrei. Sie hatte große Angst gehabt und hatte sich trotzdem darauf eingelassen. Für sie war es eine Mutprobe gewesen, die sie auch bestanden hatte. Bahntickets kauft sie sich dagegen so gut wie nie.

Mittwoch, 15. April 2009

frühling

Frühling heißt Sommersprossen auf der Nase, die sich plötzlich frech ins Blickfeld schieben, so dass man schielen muss, sich nicht mehr in die gefütterte Kapuze einmummeln können, endlich mal wieder zeigen was man drunter trägt, Falterviecher, die einem beim Fahrradfahren ins Gesicht dotzen, stundenlanges Überlegen was man anziehen soll, da es morgens noch kalt, mittags superwarm und abends wieder bibbernd kalt ist, liebevoll die ersten Blumen auf dem Balkon pflanzen, voller Hoffnung sie dieses Jahr auch wirklich genug zu gießen, sich mit Laptop unter eine Linde setzen und sich den Bildschirm vom Baum vollspucken zu lassen, Stöckelschuhe und Flipflops anziehen und am Abend vor lauter Blasen an den Füßen kaum noch Laufen können und nicht zu vergessen den Mund zumachen auf dem Rad, da man sonst eine Mahlzeit Minifliegen zu sich nimmt. Das ist Frühling, ich liebe ihn und ich hoffe er hört nie auf!

Freitag, 20. März 2009

ladrones

Nahm das eigentlich gar kein Ende? Am Samstag auf dem Weg nach Hause aus der Stadt stieg sie an Sol (das Zentrum von Madrid, wo sich sämtliche Touristen und folglich auch das Pendant dazu, nämlich die Diebe, aufhalten) ein und trotz Millionen von Warnungen und Sätze wie "pass bloß auf deine Sachen auf", entging es ihr, dass sie sich zusammen mit fünf bösen hinterhältigen Schweinepriestern) in den Wagon drängte. Sie dachte, sie hätte schon genug erlebt, als ihr vor vier Wochen am ersten Tag in Madrid fast der Rucksack geklaut wurde, aber nein, sie brauchte noch eine zweite Lektion... Ahnungslos wer sie da umzingelte, konnte sie sich trotz ihrer 1,57m mit der linken Hand oben an der Querstange der U-Bahn festhalten. Lustig nicht? Ja, das ist in der spanischen Metro möglich. Im Rucksack war eine dicke Kameratasche mit einer Spiegelreflex drin, in der rechten Hand trug sie die Supermarkteinkäufe: ein eingepackter schon zerpflückter Salatkopf, Käse, Gemüse und in der linken Hosentasche hatte sie 500 Euro für Miete, Kaution und zum Leben im allgemeinen... Eingequetscht und immer noch ahnungslos, sich aber gleichzeitig dessen bewusst, dass sie da viel Geld in Bar mit sich herumtrug, zuppelte etwas an ihrer Hosentasche. Schnell drehte sie sich in Richtung Hosentasche, total erschreckt, aber da war keiner dran. Sie dachte, sie sah schon Gespenster. Da zuppelte es schon wieder an der Hosentasche, ruckzuck drehte sie sich um, die Einkaufstüte flog mit, traf jemanden am Bein, die Salattüte platzte, es knallte, sie wurde angerempelt. Sie drehte sich in die Richtung. Jemand meinte, sie wäre ihm auf den Fuß getreten. Sie fühlte zum dritten Mal Hände in der Nähe des Geldes. Entweder war sie dabei verrückt zu werden oder beklaut zu werden. Jemand sagte auf Spanisch, dass ihr Rucksack sperrangelweit offen stand. „Ja, was soll ich machen???“ brülle sie auf Deutsch. Das wirkte. Der Spieß wurde umgedreht. Keiner traute sich mehr die Kamera heraus zu nehmen. Die Frau war denen nicht mehr ganz geheuer. Sie steckte ihre Hand zu den 500 Euro in die Hosentasche, die Bahn hielt kurz darauf. Sie stieg aus, die Männer auch, sie verschwanden sofort, den nächsten berauben... Ihr zitterten die Beine. Aber das Geld war noch da. Wo waren eigentlich all diese doofen Security Männer hin, die einen immer ganz durchdringend anschauen, wenn man nur seinen Fahrschein in die Entwertermaschine steckte?, dachte sie, sah aber keinen.

Freitag, 13. Februar 2009

alhambra

Da saßen wir oben auf dem Auskuck auf, na klar, die Alhambra und zeichneten ganz idyllisch, na klar, die Alhambra. Da setzte sich ein alter Mann neben uns. Er klopfte Inga auf die Schulter, und fing an auf Spanisch langweiliges Zeug zu fragen. Sie antwortete ihm kurz und drehte ihm wieder den Rücken zu. Er klopfte wieder an. Ein alter Mann, weißhaarig, am Stock humpelnd, auf der Suche nach jungen Mädchen, die ihm eventuell noch den Tag versüßen würden. Er klopfte noch einmal. In seinem alten Mantel kramend, holte er schließlich eine olle Plastiktüte hervor, gefüllt mit Bonbons (der Alte hatte wohl noch einiges vor an dem Tag), die stellenweise schon zusammenklumpten und bot sie uns an. Wir dankten, "no gracias", standen auf und setzten uns ans andere Ende der San Nikolas Auskuckmauer. Wir waren in Sicherheit. Die männliche Hänsel und Gretel Hexe suchte sich derweil neue Opfer. Zwei junge Japanerinnen, mit denen er sich fotografieren ließ und Bonbons schmatzte bis den beiden, die eindeutig zuviel gute japanische Umgangsformen gelernt hatten, ebenfalls die Lust verging. Sie standen auf, verabschiedeten sich und gingen. Der Alte gab nicht auf, seine Bonbontüte schwenkend, holte er sie mit seinen 3 Beinen schnell ein....

Samstag, 10. Januar 2009

autoliebe

Ich hatte den Christian mehr oder weniger gerade kennen gelernt und er erzählte mir von Autorennen, schnellen Flitzern, Monte Carlo, usw. Ich hörte eine ganze Weile eher still zu, bis es ganz plötzlich aus mir heraus brach „Ich würde da auch totaaaal gerne mitfahren!!!" Ich als alter Angsthase dachte im Traum nicht daran am Steuer zu sitzen. Der Christian aber, der hatte sich gerade verliebt…

Donnerstag, 20. November 2008

sturmfrisur

Mir gefällt sie eigentlich sehr gut, die Sturmfrisur. Dem Sturmfrisurträger übrigens auch. Nur irgendwann waren sie dann doch zu lang, die wilden Locken. Und deswegen schnitt er sie ab. Allerdings selbst und nur vorne. Oben und rechts und links seines Gesichtes, also eben das was man sehen kann wenn man in den Spiegel schaut. Voller Stolz trug er seine Rudi-Völler-Original-Friese von der 1990er WM durch die Gegend. Er fand´s cool, ich nicht. Ich nötigte ihn zum Friseur zu gehen und irgendwann willigte er ein. Wir liefen die Warschauer Straße hinunter. Der erste Friseur war ziemlich leer. Deutet auf schlechten Service hin, wurde mir erklärt. Wir bogen in die Kopernikusstraße ein. Der Friseur war ausgerechnet heute am Renovieren. Morgen sei jedoch wieder geöffnet und erste Termine gäbe es schon in vier Wochen. Hmmm. Der dritte Friseur – nee, da wollte Rudi nicht rein – viel zu voll und außerdem selbst fönen – nee, also echt nicht. Der vierte Friseur kam gar nicht erst dazu uns zu begrüßen. Eine Liste stand auf dem Empfangstisch: Waschen zwei Euro, Schneiden sechs Euro, Haarschaumpflege eins-fünfzig, Beratung sechs-fünfzig, selbst fönen null Euro, vom Friseur drei Euro,… „selbst fönen, pff, soll man auch selbst waschen und schneiden?“ und er war schon aus der Tür raus. Die nächste musste, als wir den Laden betraten, plötzlich zu einem dringenden Termin. In vier bis fünf Stunden sei sie wieder da, wenn wir solange warten würden. Er entschied sich für nein. Sie war ohnehin zu teuer. Mir schwante langsam, der psychisch wie physisch störrische Kopf meines Freundes war in der Friedrichshainer Friseurbranche berühmt und berüchtigt. Keiner wollte ihm die Haare schneiden. Verbreitete sich die „Achtung! ER kommt“- Nachricht wirklich so schnell? Oder lag es an einem tiefsitzenden Friseurtrauma seinerseits? Entsetzt über die niedrige Anzahl an Haarschneidern auf den letzten 100 Metern (fünf Stück!!!!) wurde mir verkündet, heute werde nicht mehr geschnitten. Ein Frisör nach seinem Geschmack müsse SOFORT schneiden, EINEN Preis haben, kostengünstig schneiden und vor allem: einem die Haare fönen. Wie beim allerersten, dachte ich und sagte es dann auch. Nach einer heißen Diskussion, die ich schließlich gewann, spazierte Rudi mit nassen Haaren und ohne seine Matte aus dem ersten Laden raus. Er war modisch wieder im 21. Jahrhundert angekommen und erzählte fröhlich, wie er den Friseur gerade noch so vom Fönen abhalten könnte. Locken fönt man nämlich nicht, sonst kriegt man ne Frisur wie n aufgeplatztes Kopfkissen.
Manchmal macht es keinen Sinn Fragen zu stellen.

Montag, 10. November 2008

weidekätzien

Ich mache mir nichts aus Kirche. Wie so viele bin ich zwar katholisch getauft, habe allerdings schon zehn Jahre nicht mehr das Vergnügen gehabt mich durch die erste Hälfte der Messe zu langweilen und nur auf das "Essen" zu warten. Die gesamte zweite Hälfte der Messe brachte ich immer damit zu, hochkonzentriert mit der Zunge und unter akrobatischen Kieferverrenkungen das heilige Pappbrot vom Gaumen zu kratzen. Alles in allem war es einfach nichts für mich.
Streng katholisch war hingegen meine Großmutter. Unter der Woche trug sie demonstrativ nur weiße Schürzen - immer fünf auf einmal - und änderte ihr Erscheinungsbild nur Samstag abends und Sonntag früh. Da zog sie sich Bluse, Faltenrock und Handtasche über und wackelte zielsicher dem Glockengeläut entgegen. Irgendwann wurde das wackeln zu doll. Sie stolperte auf der Kirchentreppe und setzte sich - alten Leuten fallen schmerzen oft nicht auf - mit blutüberströmten Gesicht in der erste Reihe direkt vor den Pfarrer. Danach ging sie zwar seltener in die Kirche, ihrer Gläubigkeit tat dies aber keinen Abbruch. Der Rosenkranz wurde täglich zusammen mit dem Vatikan in einer Liveschaltung im Radio gebetet und auch Jürgen Fliege - wenn auch schändlich evangelisch - zeigte die Schmerzen der Welt und brachte so die katholische Waage wieder ins Gleichgewicht.
Nun war Ostern und meine Oma wollte ihre von Gott gesegneten Weidekätzchen in die Küche stellen aber die Kirche war 5 min weit und eben 5 min zu weit weg von Omas Haustür. Also ging ich.
Sie erklärte mir alles genau: Wir würden alle in einer Prozession um die Kirche laufen. Die Weidekätzchen wären dann geweiht noch bevor die Messe anfing und ich könnte gehen.
Totaler Humbug, dachte ich, hätte es aber niemals gewagt, ihr stinknormale Zweige zurück zu bringen. An der Kirche traf ich auf andere Zweigträger, aber der Regen war zu stark - es nieselte - und das war dem Pfarrer nicht zuzumuten. Die Prozession wurde in die Kirche verlegt. Der Übergang zwischen Prozession und Messe verschwamm, ich wußte gar nicht mehr wo ich war und sehnte mich nach der Beschäftigung mit dem Pappbrot, hatte aber keine Lust so lange zu warten. Meine Kätzchen konnte ich die Weihung nicht ansehen, so sehr ich auch suchte. Und so rückte ich zu meiner Banknachbarin rüber. "Sind die Zweige jetzt heilig?" Sie nickte irgendwie verständnisvoll und ich schlich mich zur Tür hinaus.

Montag, 6. Oktober 2008

stadtgeschichten I I oberbaumbeutel

Wir saßen auf dem Mäuerchen vor der Treppe in Kreuzberg, kuckten auf das Hotelboot und rechts auf die Oberbaumbrücke und versuchten mehr oder weniger die penetrante Beleuchtung links auszublenden. Wann kommt das eigentlich weg, dachte ich noch, als sich ein 50-jähriger Typ mit Glatze und dickem Bauch zu uns gesellte und drauflos quatschte: Damals mit 14, da ist er mit der Milano Group auf dem Seil 150m auf dem Motorrad über den Köpfen der Menschen weggefahren, 50-fache Salti haben sie da oben hingelegt, jetzt macht er wieder einen Zirkus auf, hier in Berlin, wieder mit Tieren, so wie damals in der Wagenburg auf der anderen Uferseite, da waren überall Tiere, seine Hunde waren immer lieb, nur bei Polizisten haben sie gebellt und geknurrt, seine alten Hell's Angels Kumpels hat er gerade in seiner ehemaligen Stammkneipe im Wrangelkiez getroffen, 'ne Kiste Bier, Opium, einige Tüten, mehrere Schnäpse, in Prag saß er wegen Mordes im Knast,...
Ich sah ihn nochmal an. War er gefährlich? Der alte Opi mit dem dicken Bauch sah so harmlos aus, ich ließ ihn weiterquatschen.
...übermorgen ist bei ihm in der Mannteuffelstraße Hoffest, wir sollen auch kommen, die Sibylle kommt auch, sie kommt aber morgen schon, um Ihm die Fenster zu putzen, wegen dem Hoffest, sie hat ihn gerettet, die Beamtin, aus dem Drogensumpf, als er im Krankenhaus lag und operiert wurde, jetzt muss er langsam machen mit den Drogen und dem Alkohol, die Narbe hat er immer noch, hier auf der Brust, Groß, wa?, sein Kumpel, der auf dem Hausboot am Treptower Park wohnt, kommt auch, die machen dann zusammen 'ne Feuershow, schließlich ist er Feuerspucker, an der Lohmühle haben sie früher immer Böller selbst gebastelt und im Wasser gezündet, das hat ordentlich geknallt, manchmal haben sie auch kleinere Sachen in die Luft gejagt, das hat spaß gemacht, darauf hätte er wieder Lust, aber vielleicht etwas größeres dieses Mal...
Ich nehme einen Schluck Bier und schaue auf die andere Uferseite. Die blöde Reklame leuchtet mir immer noch entgegen, da kommt mir eine Idee...

Donnerstag, 4. September 2008

Stadtgeschichten I

Warum gingen die Revolten der Freigeister anfang der neunziger im neuen Berlin unter? Nicht weil es an revolutionärem gefehlt hätte, nein, der Wille, der zur Umsetzung des berühmten Spruches "Reclaim the Streets" - und alles was drum herum liegt - war da. Er kochte über bei den 1.Mai Demos, er köchelte bei Hausbesetzungen und selbst bei kleinsten Zusammentreffen erhitzten sich die Gemüter zu Themen wie Kapitalismus und Staat. Das System sabotieren war angesagt und beliebt. Nur manchmal war der geistige Wille nicht stark genug und er unterlag dem körperlichen Unwillen. So war es damals. Zwanzig Jahre später sollte ich erfahren warum. Passend am Abend vor der Aufgabe, auf der letzten wilden Party in dem noch besetzten Haus in der Nähe der Volksbühne überhörte ich in dem endlosen Kellergewölbe, die Geschichte eines der ersten Hausbesetzer in Berlin, Mitte. Nun will ich gar nicht veraten, wo genau die Party stattfand, aber Tatsache ist, dass sich ganz in der Nähe die Staatsbank befindet. 1990 beim Auskundschaften der Kellerräume beschlossen die letzten Abenteurer des 20. Jahrhunderts, die Bank vom Keller aus leer zu räumen. André, der Anführer der 15-Mann-Bande, sollte später Krimiautor werden. Doch an diesem Abend stand er bereit, vollbepackt mit Taschenlampe, Seil, Karabinerhaken, Hacke, Schaufel, Gummistiefel und einem großen leeren Sack in den er das ganze Geld reinstopfen wollte. Da der Keller überraschenderweise doch endlich war, entschied man sich den ersten Wanddurchbruch zu sparen und sich stattdessen vom Nachbargrundstück über den Gulli in die Kanalisation zur Bank vorzukämpfen. Zwei Stunden später, man hatte eine Weile nach einem geeigneten Objekt gesucht um den Gullideckel zu öffnen, stand André bis zu den Knien im Gulli, umringt von vierzehn gespannten aber schon leicht müde wirkenden Fast-Millionären. André konnte nicht weiter, unter seinen Füßen war schon fester Boden. Der Gulli zu Geld und Ruhm war nur ein 1 Meter tiefes Loch im Boden. Da alle ziemlich müde waren, machten sie sich auf den Weg nach Hause.

Mittwoch, 20. August 2008

fledermaus

In dem afrikanischen Dorf angekommen, setzten wir uns zur Versammlung alle unter den großen Affenbrotbaum. Der Baum hing voller Fledermäuse. Abends in der Dämmerung blitzte und funkelte der gesamte Baum wenn das letzte bisschen Licht in den Augen der kleinen Tierchen widergespiegelt wurde. Es dauerte bei der ersten Versammlung keine 5min und schon kackte das erste Vieh (Kopfüber?) vom Baum und traf den ersten Besucher zielsicher mitten aufm Schädel. Unser afrikanischer Uni-Assistent spendete tröstende Worte „Das bringt Glück!"

Mittwoch, 13. August 2008

bus

Vor kurzem standen die 100 peinlichsten Berliner im TIP. Zum Glück war die Zeitung schon in Druck als ich mich am selben Tag gleich 2x zum Supertrottel machte. Der Tag fing eigentlich gut an. Meine Mama schickte ein Päkchen mit lauter Leckereien und super sexy halterlosen Netzstrümfen. Ich dachte immer halterlose Strümpfe hätten ihren Namen daher, dass sie ohne Hilfe halten. Jetzt weiß ich es besser: Sie haben ihren Namen daher, dass sie erst halten und dann lose werden. Mitten auf der Kastingallee spürte ich ein ziehen am linken Oberschenkel. -Schnipps- ich hatte einen zusammen geknodelten Fetzen unterhalb des Knies hängen. Rockhoch-strumpfhoch-nachhause. Eine Hose!
Ich eilte dann zur Uni. Ich sah den Bus gerade um die Ecke biegen. Über die Ampel würde zu lange dauern, also nahm ich die Abkürzung über die Schienen. Der Zaun in der Mitte war nicht groß, ich nur leider auch nicht... Der Bus sah zu, wie ich rannte, kletterte und hängenblieb. Der Riss ließ sich auf jeden Fall sehen. Jackeaus-umgebunden-nachHause. Dort bleiben.

Samstag, 2. August 2008

harte-kerle-laptoptasche

Christian fragte mich, ob ich ihm für die Arbeit eine Tasche nähen könnte. Ich hatte einige bedenken. Christian hat hohe Ansprüche was Design und Genauigkeit angeht. Er hatte drei Bedingungen: Robust, nicht fusselnd und leicht sollte sie sein, die Tasche. Hmm aber ob wir beide denselben Geschmack haben? Schließlich bin ich ein richtiges Mädchen mit Vorlieben für rosa Blümchen Stoffe… Dasselbe dachte er wohl auch und fügte noch hinzu: „ äh und ich hänge damit dann auf der Baustelle rum, also…" OK, dachte ich, er braucht Baustellen Credebility. Da kommt was Nacktes drauf!

Samstag, 19. Juli 2008

wasserpistole

Marco ist halb polnisch. Er ist in Deutschland aufgewachsen und spricht super Deutsch, so wie ich auch : ) Er redet gern und gern auch viel, so wie ich auch. Und er bringt gerne beim vielen Reden Sprichwörter und Redewendungen durcheinander. Das passiert mit ebenfalls ziemlich oft. Ich schreibe mir diese Versprecher meistens auf, hier ein kleiner Ausschnitt meiner Sammlung:
„Da ist mir echt die Hutschnur geplatzt" sagt Marco öfter mal. Oder mein persönlicher Liebling: „Wenn die Ina nicht gleich kommt, dann blas ich ihr in den Arsch!" Oder eben auch so ein cooler pazifistischer Anti-Kriegs-Spruch – in Zeiten wie diesen ja durchaus berechtigt: „Das kam ja wie aus der Wasserpistole geschossen!" Redewandlungen eben…

Montag, 14. Juli 2008

badenixen

Teil 1 das Becken
U.a. wir wurden gewarnt. Till meinte das Bad wäre eklig, aber Caro empfahl uns die Dachterrasse und Claudia empfand die Terrasse zwar als Witz aber zum schwimmen wär's doch sehr nett. 3,80 ist eigentlich ganz schön viel für ein olles 70er Jahre Hallenbad aber da trotz knapp 30 Grad im Mai alle Freibäder in España noch geschlossen sind (aus angst es könne mal regnen) und wir total scharf auf Bräune waren, zahlten wir. Mit den neuerworbenen obligatorischen €2 Latexbademützten, in denen man sich keine Sorgen machen muss , dass die Haare nass werden, weil das Gummi um die Stirn so eng ist, dass es die Blutzufuhr zum Gehirn unterbricht, begaben wir uns in das Omapaddelbecken. Auf den ersten beiden Bahnen herrschte (die anderen waren von Kursen besetzt) -ganz dämlich- Einbahnstraßenverkehr. Das bedeutete dass man alle 25m unter der Schnur durchtauchen musste. Iunia war ruckizucki auf der anderen Seite und ich musste mich schnell überwinden (ich hasse tauchen), da sich sonst eine Schlange wartender Omis zu bilden drohte. Wie immer wenn ich auftauche sind meine Augen zusammengekniffen, des Wassers wegen, und ich fühle mich total verloren weil ich nichts sehe. Diesmal spürte ich zusätzlich Hände an meiner Brust. Zu meinem Entsetzen war es ein Schnauzbärtiger 40-jaehriger mit Taucherbrille, der mich übersehen aber dafür meine Brust zielsicher geortet hatte. Die Gehirnquetschung durch die Bademützte war so stark, dass ich lediglich zu einem Aufschrei fähig war.
Wir schwammen insgesamt zwei Bahnen und entschieden just an der gefährlichen Fummelkurve angekommen zu Teil 2, der Terrasse überzugehen. Dort lagen lauter junge Oben-ohne Frauen und alte Opas über 80 rum. Wir lagen eine ganze Weile Sonne tankend bis wir bemerkten dass die harmlosen Opis in Wirklichkeit voll die Perverslinge waren. Einer von ihnen, ich weiß nicht ob er mit dem schwimmenden Tittengrapscher verwandt war, lüftete seinen Penis, indem er ihn durch das linke Badehosenbeinloch mit ausgeleiertem Gummizug heraushängen ließ.
Ich glaube nicht dass ich mich dort noch mal blicken lasse, aber es würde mich auf jeden fall interessieren, was Till dort erlebt hat.

Mittwoch, 14. Mai 2008

fuck lara croft

Als ich die ersten Male Resident Evil spielte, stand meine Spielfigur bei sämtlichen Versuchen doof da und reagierte überhaupt nicht auf mein panikhaftes 1000-Knopf Gedrucke. Die Zombies näherten sich auf grausam schleichend langsame Weise und brachten mich schließlich ganz schnell um. Bei Lara Croft hat sich die Superheldin unter meiner wilden Knopfführung gedreht und gedreht und gedreht bis mir letztendlich schwindlig wurde und sie einen Knoten im rechten Arm hatte. Das muss man erstmal hinkriegen. Dies ist ein Statement für alle, die sich Computerspielmäßig wieder dahin zurückwünschen, als alles noch 1-fach, 2-knöpfig und weit weg von 3-D(urcheinander) war.
Fuck Lara Croft. Es lebe Pong!

die liebe omi

Als meine beste Freundin Katinka noch ziemlich klein war, besuchte sie ihre Großeltern am Wochenende auf dem Bauernhof. Ihre Omi, eine kräftige Frau mit freundlichen Augen, lachte viel und hatte immer eine Portion Griesbrei und heiße Früchte auf dem Herd stehen,
wenn Katinka zu Besuch kam. Doch als die Nacht hereinbrach, passierte Fürchterliches.
Unheimliche, gruselig-laute Geräusche kamen aus der Omi, nachdem sie eingeschlafen war und sich in ein schnarchendes Ungeheuer verwandelte.

engel

Ich hab ja keine Ahnung woran das liegt, aber immer denken Leute, die mich nicht kennen, dass ich als Kind ein kleines Biest gewesen wäre. Dabei stimmt das gar nicht. Ich war so lieb und so brav, dass ich einmal an Halloween, dem Fest der Hexen und Monster, als Engel verkleidet gegangen bin. Ich zog das Komminionskleid meiner großen Schwester an und ein weißes T-Shirt drüber und malte mir Flügel auf den Rücken. Ich wurde natürlich ausgelacht. Als wir nach Deutschland zogen, gab es statt Halloween Fasching und Engel sein war wieder erlaubt. Aber inzwischen war ich Teenager und ging als Vampir, als Punk und als Businessmann. Vielleicht glaubt mir deshalb keiner, dass ich mal ganz brav war.

hund

Als ich mit meinem Freund Dennis einige Urlaubsfotos von Freunden durchkuckte, erschien auf dem Bildschirm plötzlich eine Nahaufnahme von einem furchtbar hässlichen Köter. Er erschrak. Ich sagte daraufhin, „Ja, der Hund sieht echt scheußlich aus." „Nein, ich finde den Hund schön.", antwortete Dennis. Er erklärte mir, der Hund sei ein Geschöpf der Natur und man solle deshalb seinen Wert nicht an seinem Äußeren messen. Da er ihn so schön fand, machte ich ihm dieses T-Shirt.